3. Weiterentwicklungen der Block 1 - Konfiguration

3. 1. Block 1

Die SSME-Block 1-Konfiguration umfaßte Verbesserungen an Triebwerkskopf, Wärmeaustauscher, Heißgas-Temperatur-Sensoren und Hochdruck-Sauerstoff-Turbopumpen. Das erste Block 1-Triebwerk (SN-2036) flog am 13. Juli 1995 mit der Discovery auf der Mission STS-70.
Der Triebwerkskopf erhielt, anstelle dreier kleinerer, zwei große Heißgas-Transfer-Röhren. Durch diese Vergrößerung der Fläche des Heißgasflusses zwischen Hochdruckturbinenauslaß und Hauptinjektor wurden die Belastungen für den Triebwerkskopf reduziert. Diese Konfiguration sorgt für gleichmäßigere Druckverhältnisse, so daß die Fließbelastungen an den Sauerstoffeinspritzdüsen reduziert werden. Das vereinfachte Design besitzt 52 Bauteile und 74 Schweißnähte weniger. Gleichzeitig wurde die Herstellungszeit um 40 % und die Wartungskosten um 50 % reduziert. Das Gewicht nahm um 77 kg (170 lb.) je Triebwerk zu. Als Ausgleich wurde durch andere Veränderungen der spezifische Impuls erhöht.
Der Wärmeaustauscher wandelt flüssigen in gasförmigen Sauerstoff um, der den Druck im großen Außentank aufbaut. Der Austauscher befindet sich an der Hochdruck-Sauerstoff-Turbopumpe in einer wasserstoffreichen Hochdruckumgebung mit Ein- und Auslaßöffnungen des Druckkörpers des Triebwerkskopfes. Ursprünglich besaß der Austauscher eine kleine primäre Rohrwindung und eine weitere Rohrwindung zweier paralleler Röhren, die durch ein geschweißtes Gabelgelenk verbunden waren. Durch das Einzelrohrdesign wurden alle sieben Schweißnähte in der Heißgas-Wasserstoff-Umgebung eliminiert. Desweiteren wurde die Röhrenwanddicke um 25 % verstärkt, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Verwindungen im Bereich der Rohr-zu-Rohr-Schnittstelle zu erhöhen und die Anfälligkeit gegen Zerstörungen durch Fremdkörper weitestgehend zu reduzieren.
Triebwerkskopf und Wärmeaustauscher haben erfolgreich Brenntests absolviert, die der Dauer von 114 Flügen entsprachen und die geplante Lebensdauer von 60 Flügen weit übertrafen.
Die weiterentwickelte Hochdruck-Sauerstoff-Turbopumpe beinhaltet auch die Sicherheit, Lebensdauer und Wartungserfordernisse früherer Konfigurationen. Die neue Pumpe wurde für eine Lebensdauer von 60 Flügen bei 109 % Schubleistung von Pratt & Whitney entwickelt. Für die Herstellung wurden feinkörnige Gußformen verwendet, die 293 Schweißnähte überflüssig machten. Dazu gehörten auch alle 250 Schweißnähte, die nicht von ihrer Rückseite her inspiziert werden konnten. Der Rotoraufbau ist auf einem sauerstoffgekühlten Kugellager auf der Pumpenseite und einem wasserstoffgekühlten Kugellager auf der Turbinenseite gelagert. Dieser Disk/Schaft-Rotor aus einem Stück sorgt für einen 20%igen Sicherheitsspielraum bei kritischen Geschwindigkeiten. Die dünnwandigen, thermostabilen Turbinenblätter erhöhen weitgehend die Ermüdungswiderstandsfähigkeit der Turbine. Der Service-Intervall von 10 Flügen wurde durch zwei Testeinheiten demonstriert, die jeweils 20 Flugzyklen absolvierten, ohne daß die Turbopumpe aus dem Triebwerk demontiert werden mußte. Gegenwärtig hat der Fleet Leader der Sauerstoff-Turbopumpen das Äquivalent von 52 Flügen in Bodentests im E-8-Teststand von Pratt & Whitney in West Palm Beach, Florida absolviert.

Zusätzlich wurde das Gehäuse der Niederdruck-Sauerstoff-Turbopumpe mit einem Kevlar-Jacket versehen, um die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden. Bei früheren Versionen kam es regelmäßig zu Feuchtigkeitsansammlungen, die zu Korrosion führten und intensive Wartungsarbeiten erforderten. Auf Grund der guten Erfahrungen mit der Kevlar-Isolierung wurde später auch die Niederdruck-Wasserstoffleitung damit ausgerüstet.

3. 2. Block 1 A

Kleinere Modifikationen am Hauptinjektor, die als Block 1A-Modifikationen bezeichnet wurden, betrafen neue Kühlungsöffnungen in der Injektordeckplatte und die sekundäre Programmierbarkeit des Injektors. Sie flogen erstmals mit Columbia am 20. Oktober 1995 auf der Mission STS-73.

Das triebwerkabhängige Steigflugrisiko betrug bei Block 1-Triebwerken 1 in 608 Flügen.

Der letzte Flug eines Triebwerkes dieser Konfiguration fand am 4. Dezember 1998 mit der Raumfähre Endeavour auf der Mission STS-88 statt. Insgesamt flogen 27 Mal Triebwerke der Block 1-Konfiguration.

Quellen:
Worlund, A.L. und J.H. Hastings: Space Shuttle Main Engine Evolutions, 2001
Jue, F. und F. Kuck: Space Shuttle Main Engine Options for the Future Shuttle, 2002
Jue, F.: Space Shuttle Main Engine - Thirty Years of Innovation,



letztes Update: 17. April 2005, 17:44:27